In der Fischfabrik am Hafen von Nouakchott sind die Spuren harter Arbeit noch zu sehen, obwohl es hier harte Arbeit nur noch selten gibt. Die Kunststofflamellen, die Flure und Hallen voneinander trennen, hängen reglos in der Luft. Sie sind vergilbt, voller Schlieren der Arbeiterinnen, die sich schon zwischen ihnen hindurchgequetscht haben. Die Steinböden sind abgenutzt, in den entstandenen Mulden hat sich Wasser gesammelt. Stille, dunkle Pfützen.

Aichetou Meiled, Minetou Matallah und Beita Salek putzen in dieser Fabrik in der Hauptstadt von Mauretanien normalerweise von morgens bis abends Fisch, sie frieren ihn ein, bereiten den Transport vor. Doch nun stehen die Frauen in einem verwaisten Gang und schneiden Etiketten für Fischpakete. Sechs Hände erledigen eine Arbeit, für die zwei reichen. „Wir haben seit heute Morgen nichts anderes mehr zu tun“, sagt Meiled. „Es gibt für uns nicht mehr genug Fisch.“

Die konventionelle Fischindustrie des westafrikanischen Landes steht unter Druck. 2020 wurden rund 1,3 Millionen Tonnen Fisch aus mauretanischen Gewässern angelandet. Eine gigantische Menge. Doch ein großer Teil davon landete nicht bei Arbeiterinnen wie Meiled, Matallah und Salek. Eine andere Industrie schnappte sich den Fisch. Eine Industrie, der Kritiker vorwerfen, Jobs zu zerstören, Menschenleben, die kostbaren Fischbestände.

Diese Industrie kocht den Fisch, presst ihn und verarbeitet ihn zu Mehl und Öl. Offizielle Zahlen sind nicht zu bekommen, Schätzungen zufolge dürfte sie 2020 aber mehr als die Hälfte des Fangs so weiterverarbeitet nach Europa und Asien verschifft haben …

Ausgabe: Greenpeace Magazin 06/2022