Ein Raum, in dem die Zeit vor Jahren stehen geblieben zu sein scheint. Es ist halbdunkel und verstaubt, auf einem Haufen zerbrochener Ziegel thront ein kaputter Ventilator. Vergilbte Landkarten an den Wänden stechen ins Auge. „Große Grüne Mauer“ steht darauf. Einige Karten zeigen die Grenzen des Staates Tschad, andere schraffierte Zonen und bunte Pfeile. Der Sinn erschließt sich nur den Eingeweihten.

„Ja, mein Direktor, ich sage kein Wort.“ Durch die Tür fällt ein Sonnenstrahl in den Raum. Dort, wo er in den Schatten übergeht, sitzt einer jener Eingeweihten im Schneidersitz und telefoniert. Abdoulaye Tcharimi, 64, ist wohl der erfahrenste Ökologe des Tschad. Grauer Bart, ein traditionelles Gewand. Niemand könnte so gut erklären wie er, was es mit den Karten auf sich hat. Doch Tcharimi darf nicht aus- sprechen, was er weiß. „In Ordnung, mein Direktor“, versichert er, „ich sage nichts.“

Tcharimi legt das Telefon beiseite und weiß nicht, was er tun soll. Es geht um das wichtigste ökologische Projekt seines Landes und des ganzen afrikanischen Kontinents, sein Lebenswerk: die Große Grüne Mauer. Und dazu soll er schweigen?

Was wäre, wenn es den Menschen in einer der ärmsten Regionen der Welt gelänge, Wüste in Wald zu verwandeln? Es wäre ein gewaltiger Schritt im Kampf gegen den Klimawandel. Und es wäre ein beispielloser Sprung im Versuch, die Lebensbedingungen und Entwicklungschancen dieser Menschen nachhaltig zu verbessern …

Ausgabe: Greenpeace Magazin 03/2022